"Ist es das wert?"


Ein Blogpost von mompreneur Simone De Redelijkheid von aterimmo.ch über die Frage, die wir uns alle stellen.

Als ich mich ins Berufsleben stürzte hatte ich keinen Plan, ich überlegte mir nicht, ob ich mal eine Karriere machen oder ob ich Familienfrau sein wollte. Per Zufall rutschte ich in die Immobilienbranche, blieb dort hängen und bildete mich weiter. Bald nach den Abschlussprüfungen, heirateten wir und ich wurde schwanger. Zur Freude gesellten sich auch Ängste, wie das denn weiter gehen sollte mit der bereits in der Ausbildung aufgebauten eigenen Firma. Unbedarft wie man vor dem ersten Kind halt ist, stellte ich mir vor, dass ich das Kleine mit ins Geschäft und an Termine mitnehmen würde und meine Leute im Büro ihre Arbeit auch mal ohne mich tadellos erledigen, alles ganz easy und entspannt. Und dann kam unsere erste Tochter in der 32. Woche zur Welt. Wir beide lagen einige Wochen im Spital und zu Hause ging es dann weiter mit Stillversuchen, Abpumpen, Schöppeln, Sterilisieren und ganz wenig Schlaf. An eine regelmässige Arbeit im Büro war in dieser Zeit nicht zu denken. Und die Mitarbeiter schätzen diese Abwesenheiten nicht wirklich, hätte mich mein Vater in dieser Zeit nicht sehr tatkräftig unterstützt, ich wäre nicht nur am Limit gewesen, sondern weit darüber hinaus. Schnell entschieden wir, dass das so keine Zukunft haben würde. Ich fuhr die Firma runter, es blieb neben mir noch ein Aussendienst-Mitarbeiter übrig – er begleitet mich bis heute. Ich arbeitete noch zwei Vormittage pro Woche fix, die Kinder, bald waren es schon zwei, gingen in der Zeit zu einer Nachbarin, die wir als Tagesmutter engagieren konnten. Mein Büro richtete ich zu Hause ein und konnte so Telefone auch mal zwischendurch beantworten, die Mittagspausen der Kinder zum Arbeiten nutzen und auch abends und am Wochenende mal das eine oder andere erledigen.

Inzwischen haben wir drei Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren. Wir haben alle möglichen Betreuungsformen ausprobiert. Neben dem Tagesmutter-Modell teilten wir uns eine Zeit lang mit einer anderen Familie eine Praktikantin. Die Kinder gingen in die Spielgruppe und während etwa zwei Jahren kam meine Mutter jede Woche einen Tag zu uns. Das war eine wunderbare Zeit, neben der Ruhe, die ich für meinen Job hatte, durfte ich mich jeden Tag an den gedeckten Tisch setzen, die Gerichte aus meiner Kindheit geniessen und sah meine Mutter regelmässig einmal pro Woche.

Heute sind unsere Kinder alle schulpflichtig. Dank der Blockzeiten kann ich (wenn ich will) jeden Morgen fast vier Stunden arbeiten und auch an drei Nachmittagen noch mal zwei Stunden. Traumhafte Verhältnisse könnte man meinen. Doch auch dieses Modell hat seine negativen Seiten. So bin ich sehr alleine in meinem Büro, ich habe keine Mittagspausen, die ich im Restaurant mit Arbeitskollegen verbringen kann. Stattdessen stelle ich meinen Wecker auf 11.40 Uhr und fange dann an zu kochen, den Mittag verbringen ich mit den Kindern, wir essen zusammen, ich räume wieder alles auf und sie erledigen einen ersten Teil ihrer Hausaufgaben. Das ist sehr schön aber manchmal auch sehr streng. Ich versuche mir immer wieder bewusst Inseln zu schaffen. So versuche ich einmal pro Woche mit einer Freundin Kaffee zu trinken oder zu walken und ich singe im Chor. Damit sichere ich mir die für mich wichtigen direkten Kontakte zu Erwachsenen.

Dennoch gibt es Zeiten in denen ich mich frage, ob es das denn wert ist. Und jedes Mal komme ich zum Schluss, dass sich der Aufwand lohnt. Meine Berufstätigkeit und die Doppelbelastung sind eine Investition in meine eigene Zukunft. Die Kinder werden noch viel selbständiger werden und noch mehr ihre eigenen Wege gehen und ich werde sie ermutigen das zu tun, den auch ich habe einen Plan für diese Zeit. Dazu kommt, dass es meine eigene Form von Emanzipation ist. Meine drei Töchter sehen jeden Tag, dass man auch als Frau alles erreichen kann, sich nicht einschränken lassen muss. Dass man, wen man das möchte, eine Familie und einen anspruchsvollen Beruf haben kann. Klar, gilt auch hier; ohne Fleiss kein Preis, da geht es uns nicht anders als den Männern. An ihrem Vater sehen sie, dass Männer durchaus stolz sind, wenn auch ihre Frau sich in der Arbeitswelt behauptet, dass sie sie tatkräftig unterstützen und sich auch mal die Kochschürze umbinden, wenn gerade wichtige Termine bei ihrer Partnerin anstehen. Wir haben unser Familien- und Arbeitsmodell gefunden.

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